Laut gellen Kommandos über den Rudolf-Harbig-Sportplatz. „Schieben, schieben, meiner“. Zwei Körper krachen aufeinander, sofort bildet sich ein offenes Gedränge, Spieler beider Mannschaften ringen um den Ball. Ein Pfeifton schneidet schrill durch die erhitzten Rufe, die Männer trennen sich. Bald ist es wieder soweit, die Herrenmannschaft der Rugbyunion Hohen Neuendorf befindet sich gerade im vorletzten Training vor dem ersten Saisonspiel in der 2. Liga.

Vor drei Jahren entschied sich der Verein freiwillig, in die Regionalliga abzusteigen, um den fortschreitenden Spielermangel zu bewältigen. In der Regionalliga konnten Nachwuchsspieler bereits ab dem 16. Geburtstag eingesetzt werden, sportlich war die Mannschaft jedoch über weite Strecken unterfordert. Nachdem der Wiederaufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse in der vergangenen Saison gesichert wurde, hat sich der Club nach Verstärkungen umgesehen. Insgesamt vier Spieler sollen aus dem Ausland verpflichtet werden, ein Stürmer aus Südafrika sowie drei Hintermannschaftsspieler aus Fiji, Georgien und Australien, wobei die beiden letztgenannten bereits im ersten Spiel gegen Jena mit von der Partie sein werden.

Der zweite Vorsitzende Erik Schomacker legt die Ziele des Männermannschaft dar: „Wir erhoffen uns von der zweiten Liga eine höhere Spielqualität, spannende Derbys gegen Velten und Hennigsdorf und mehr Zuschauer. Die Männermannschaft soll wieder attraktives Rugby zeigen können und dabei Verein und Stadt würdig präsentieren.“ Das Ziel bei so hochkarätiger Verstärkung ist deshalb nicht der Klassenerhalt, sondern ein Kampf um die oberen Tabellenplätze. „Wir wollen die Nummer 1 in Brandenburg sein.“ bekräftigt Schomacker noch einmal die Ambitionen des Vereins.

Dafür befindet sich die Mannschaft seit vier Wochen in der Vorbereitung. Neben dem Teamtraining hat der Kern der Mannschaft auch zweimal wöchentlich im Kraftraum geschwitzt. Hier ist es von Vorteil, dass der Trainer Steffen Schwarz gleichzeitig Sportphysiotherapeut mit eigener Praxis in Hohen Neuendorf ist. „Insgesamt bin ich mit der Vorbereitung recht zufrieden, die Stimmung im Team ist gut, die Trainingsbeteiligung für unsere Verhältnisse hoch.“ so der Coach. Der australische Eckdreiviertel hatte Schwarz bereits bei seinen ersten Trainings überzeugt. Die Neuzugänge verdrängen dabei keine Hohen Neuendorfer Spieler, sondern füllen unbesetzte Positionen insbesondere in der ausgedünnten Hintermannschaft auf.

Die Rugbyunion findet zum Auftakt einen schlagbaren Gegner vor. Mit sieben Punkten aus zehn Spielen waren die Thüringer in der vergangenen Saison klar Letzter der 2. Bundesliga Ost. Dennoch darf die Mannschaft den Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der Universitätssportverein hat immer junge, fitte Spieler auch aus anderen Nationen in seinen Reihen und hat sich bereits im vergangenen Jahr an die höhere Wettkampfhärte der zweiten Liga gewöhnt. Zudem hat Jena den Heimvorteil. Insgesamt ein spannender Gegner, um eine erste Duftmarke zu setzen. Ob die hohen Ziele der Rugbyunion realistisch sind und wie die Verstärkung aus Australien und Georgien das Spiel der Brandenburger bereichert, hat die Mannschaft am Samstag selbst in der Hand.

Paul Günther